Menü

Eugen Blumenthal

Fachschaft Tanz, Fachgruppe 2
An den Herrn Präsidenten der Reichstheaterkammer
im Hause
Berlin, den 9. Juni 1938
Betr.: Entjudung
Zum Schreiben vom 16.5.1938 gebe ich Ihnen nachstehend die ausgeschlossenen Juden aus der Fachschaft Tanz, Fachgruppe 2 bekannt:
(…)

Ferner wurde die Aufnahme von sechs nichtarischen Personen abgelehnt und zwar:

Mitgl.Nr    Zuname    Vorname    Wohnort     Grad der Verjudung
(…)
1503    Blumenthal    Eugen        Bottrup    Volljude
(…)

Heil Hitler!
gez. Burger
Leiter der Fachschaft Tanz

Quelle: BDC. RKK: 0002/03
Abschrift des Dokuments in: Lilian Karina, Marion Kant: Tanz unterm Hakenkreuz, Eine Dokumentation, Henschel Verlag, Berlin 1996, S. 293f.

BDC: Berlin Document Center im Bundesarchiv Berlin
RKK: Reichskulturkammer


Für Eugen Blumenthal wurde am 10. Oktober 2007 in der Bergstraße 1 in Bottrop ein Stolperstein verlegt. Die Stadt Bottrop erinnert auf ihrer Homepage an sein Schicksal:
Eugen Blumenthal (geboren am 10. Mai 1871 in Oderberg/Oberschlesien) war wie seine Eltern katholisch und mit einer katholischen Ehefrau verheiratet. Klara Elisabeth geborene Sieveneck verstarb 1943. Er wurde jedoch am 12. Januar 1944 von Münster aus in das Ghetto Theresienstadt deportiert, weil seine Großeltern jüdischen Glaubens waren. Er galt somit dem Reichsbürgergesetz zufolge als Jude. Ein Erlass des Reichssicherheitshauptamtes ordnete die „Verschickung der jüdischen Ehepartner aus nicht mehr bestehenden Mischehen nach Theresienstadt“ an. Eugen Blumenthal wurde am 19. Februar 1944 im Ghetto Theresienstadt ermordet.
Eugen Blumenthal hatte seit 1890 in Bottrop gelebt und war hier als Tanzlehrer tätig gewesen. Lange Jahre hatte er auf der Hochstraße 42 und später auf der Gladbecker Straße 12 ein „Tanzinstitut“ geführt. „Ältestes und bewährtestes Tanz-Institut am Platze, gegründet 1896“ ist in Anzeigen aus den 1920er Jahren in der „Bottroper Volkszeitung“ zu lesen. Eugen Blumenthal war Mitglied in Bottroper Vereinen wie der Freiwilligen Feuerwehr und der „Allgemeinen Bürger-Schützengesellschaft”, und er war Leiter des „Bottroper Orchester“. Zuletzt hat er in der Bergstraße 1 gelebt, die 1938 „Franz-Große-Beck-Straße“ genannt wurde, nach einem verstorbenen Bottroper NSDAP- und SA-Mitglied.

Literatur und Quellen
Manfred Lück: Juden in Bottrop, 2 Bde., Bottrop 1993, 2001.
Ghetto Theresienstadt-Kartei/ Doc-ID 5021847/ ITS Digital Archive/ Arolsen Archives.