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Gitta Wallerstein

Gitta Perl, geb. am 8. Juni 1910 als Brigitta Wallerstein, ist die Tochter des Kunsthändlers und -historikers Victor Wallerstein. In Berlin erhält sie privaten Tanzunterricht bei Daisy Spies und Katta Sterna, d.i. Katharina Stern, besucht die Schulen von Hertha Feist sowie die von Berthe Trümpy und Vera Skoronell. Mit der Skoronll-Tanzgruppe geht sie auf Deutschland-Tournee und wird 1927 als Elevin an der Berliner Staatsoper engagiert. 1933 muss sie wegen ihrer jüdischen Herkunft die Oper verlassen. Lapidar heißt es dazu im „Bibliotheks-Journal“ der Preußischen Staatstheater: „Die Tänzerin Wallerstein ist am 30. Juni 1933 aus dem Verband der Staatstheater ausgeschieden.“ Die Atmosphäre im Ballett-Ensemble wird bewusst vergiftet: „Ihre Kollegen wurden dazu angehalten, mit den Entlassenen nicht mehr zu reden, und es durften auch keine Abschiedsfeiern veranstaltet werden“, schreibt Gabriele Gorgas über den vorgeschriebenen Umgang mit den Ausgegrenzten. Gitta Wallerstein tanzt umgehend bei Trudy Schoop vor und wird von ihr in deren Schweizer Tanz-Gruppe engagiert. Von 1933 bis 1939 tritt sie in Europa und in den USA mit dem Ensemble „Trudi Schoop and her Comic Ballet“ auf. Im Anschluss an die Tour 1939 bleibt sie mit dem Komponisten und Dirigenten Lothar Perl in den Vereinigten Staaten.
Sie ziehen gemeinsam von New York nach Los Angeles, wo sie, inzwischen verheiratet, ein Engagement am Turnabout Theater erhalten. Sie tritt in eigenen Choreografien zu Kompositionen ihres Mannes auf, der sie am Klavier begleitet.
Nach dem Eintritt der USA in den 2. Weltkrieg, arbeitet sie in der Porzellan-Manufaktur der ebenfalls emigrierten Hedi Schoop und unterrichtet Pantomime Dance am L. A. City College of Music.
Nach dem Krieg arbeitet Gitta Wallerstein nach der Trennung von ihrem Mann als Zahnarztgehilfin und lässt sich zur Radiologie-Assistentin ausbilden. Sie stirbt 2008 in New York.

Bekannt ist sie vielen Freuden der Bildenden Kunst, seit Oskar Kokoschka sie 1919 in Dresden porträtiert hat. Der Maler lebte und arbeitete von 1916 bis 1923 in Dresden und lehrte an der Dresdner Kunstakademie. Das Bild befindet sich heute in der Galerie Neue Meister im Albertinum der Staatlichen Kunstsammlung Dresden.

Ralf Stabel

Quelle: Gabriele Gorgas: „Ich bin die Frau. Das ist das Kind.“ Zum Leben und Wirken von Gitta Perl-Wallerstein – aus Gesprächen, Dokumenten und Briefen, in: Oskar Kokoschka, Gitta Wallerstein, 1921, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Albertinum, Patrimonia 380, 2015, S. 20-29