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Annie Peterka

Annie Peterka wird am 26. März 1913 als Anne-Maria Spitz geboren. Dass ihre Vorfahren jüdisch waren, weiß sie nicht. Sie debütiert mit 14 Jahren im Deutschen Nationaltheater in Weimar, wird Elevin an der Städtischen Oper in Berlin und ist ab 1936 als Solotänzerin in Ulm engagiert, wo sie eine Tanzgruppe aufbaut, mit der sie sowohl die Tanzeinlagen in Opern und Operetten als auch eigene Tanzabende gestaltet. 1937 heiratet sie den Sänger Walter Stoll.
Im Frühjahr 1942 wird sie aus einer Probe heraus von der Gestapo verhaftet. Ihr Vergehen: „Tarnung als Arier“. Ihre ehemalige Schwägerin hatte sie denunziert. Auch ihr Bruder und ihre Mutter werden verhaftet. Für Anni Peterka beginnt eine zweijährigen Gefängnis-Odyssee. Sie ist jetzt Anna-Maria Sarah Stoll. Über Stuttgart und Berlin gelangt sie als Häftling 1247 ins Arbeitserziehungslager 21 bei Salzgitter, in dem geschlagen wird, eine hohe Sterblichkeitsrate herrscht und Hinrichtungen von den Lagerinsassen mitangesehen werden müssen. Im Sommer 1944 werden sie, ihre Mutter und ihr Bruder entlassen. Der Komponist F. H. Heddenhausen soll die Gestapo in Berlin bestochen haben. Eine Aufnahme in die Bühnengenossenschaft wird ihr jedoch verwehrt, was einem Berufsverbot gleichkommt.
Nach Kriegsende gründet sie eine Ballettschule in Berlin und bekommt 1949 das Angebot, als Chefchoreografin am Berliner Metropol-Theater zu arbeiten. Im West-Teil der Stadt lebend, fährt sie in den Ost-Teil Berlins, in dem sich das Theater befindet. Sie choreografiert nicht nur die Tanzeinlagen für Operetten und Musicals, sondern auch eigene Ballettabende. Nach dem Mauerbau am 13. August 1961 entscheidet sie sich umgehend, ihren Arbeitsvertrag zu kündigen: „Einmal Stacheldraht reicht“. Ihr Schreiben an den Intendanten Hans Pitra endet mit dem Satz: „Ich kann meine Arbeit, an der ich mit ganzem Herzen hänge, nicht wegen einer gesicherten Existenz mit Lüge fortsetzen.“
Sie siedelt nach Hamburg über und arbeitet fortan als Ballettmeisterin und Choreografin beim NDR, gastiert choreografierend am Berliner Theater des Westens und engagiert sich u. a. mit ihrer Bewegungserfahrung für sehbehinderte Kinder. Anni Peterka stirbt am 21. Dezember 2002 in Hamburg.

Quelle: Elke Krafka, Getanzte Zeitgeschichte, Annie Peterkas Leben zwischen Tanz und Politik, Alibri Verlag, Aschaffenburg 2000
Und: https://de.wikipedia.org/wiki/Anni_Peterka