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Sascha Leontjew

Michael Katz kommt 1897 in Riga zur Welt. Informationen zu seinem Lebensweg und seiner künstlerischen Arbeit sind spärlich. Offensichtlich gibt er sich wie viele Tanzkünstler*innen in dieser Zeit einen russischen Künstlernamen, der als Synonym sowohl für Authentizität und Virtuosität als auch für Expressivität in der Tanzkunst gleichermaßen steht.
Er tritt gemeinsam mit der Tanzpartnerin Ellen Petz auf und arbeitet mit ihrem Ehemann, dem Maler und Szenografen Ludwig Kainer, zusammen und unternimmt Gastspielreisen durch Europa.
In Berlin gehört er spiritistischen Gesellschaften an, tritt in geschlossenen Veranstaltungen am Kurfürstendamm auf und demonstriert dort anschließend seine hellseherischen Fähigkeiten.
Von 1928 bis 1930 ist er Ballettmeister der Wiener Staatsoper, choreografiert dort das Divertissement „Rosamunde“ nach Musik von Franz Schubert. Zu ihm als Darsteller heißt es, dass seine Gestaltung der Rolle des Joseph in Richard Strauss‘ „Josephs Legende“ kontrovers beurteilt wurde.
Als Mitarbeiter der Berliner Ballettschule von Tatjana Gsovsky tritt er gemeinsam mit Lilian Karina auf. Beide leben eine Zeitlang in Paris, wo sie auch in geschlossenen Gesellschaften auftreten. 1931 kehrt Sascha Leontjew nach Berlin zurück.
Als Jude wird er in das Konzentrationslager Mauthausen deportiert, wo er am 24. August 1942 ermordet wird. Im Gedenkbuch des Bundesarchivs, in dem die „Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland“ verzeichnet sind, ist Sascha Leontjew nicht eingetragen und auch kein Stolperstein erinnert heute an sein Schicksal.

Ralf Stabel