Die anmutige Margot Holzmann begegnet der burschikosen Marta Halusa 1932 in Hamburg. Für die jungen Frauen wird es die Liebe ihres Lebens. Doch für die Zukunft in Deutschland birgt die Beziehung Gefahr: Margot kommt aus einer jüdischen Familie. Das Liebespaar wählt den Tanz zum Beruf, er ist ihre Leidenschaft. Erstmals treten sie als Duo Pepita & Peter im Hamburger Varieté Alkazar auf, mit großem Publikum. Sie haben viele Gastspiele, sogar in Prag, und leben im Glücksrausch. Pelze, Schmuck, ein rotes Cabrio, Margot hat den Führerschein.
Ins pulsierende Berlin ziehen sie 1937. Es ist ein Wagnis, denn wegen ihres Erfolgs im Haus Vaterland geraten sie ins Visier der Polizei. Margot wird als Jüdin mehrfach festgenommen und nach § 361, 6 StGB (Prostitution) zu kurzen Haftstrafen verurteilt. Sie wird im „Sittendezernat“ KI M II 5 geführt und muss sich regelmäßig auf Geschlechtskrankheiten untersuchen lassen.
Im Jahre 1940 wird sie zur Zwangsarbeit bei Siemens herangezogen, vom 1. September 1941 an trägt sie den Judenstern. Marta setzt alles aufs Spiel, um ihre große Liebe vor der Verfolgung zu schützen. Auch sie wird verhaftet, im Polizeipräsidium wirft man ihr „Judenbegünstigung“ vor. Fortan leben Margot und Marta in der Halb-Illegalität, wechseln die Wohnadressen in Berlin.
Zum 14.11.1941 erhält Margot den Deportationsbefehl. Deshalb entschließt sie sich, mit dem chinesischen Kellner Chi-Lan Liu eine Scheinehe einzugehen. Ein couragierter Standesbeamter zieht die Trauung um einen Tag vor. Als chinesische Staatsangehörige ist sie vorerst gerettet.
Chi-Lan Liu sieht sich getäuscht, stets nimmt Marta seinen Platz als Ehemann ein, auch nach dem Umzug in die Steinmetzstraße 39a. Deshalb denunziert er die Frauen wegen lesbischer Betätigung und Gewerbsunzucht, strengt ein Verfahren wegen Ehenichtigkeit an, vergeblich.
Die beiden Frauen leben keineswegs in Sicherheit. Immer wieder geraten sie in Gestapohaft, wie sie später berichten. Sie werden mit Wasser übergossen und misshandelt, mit bleibenden gesundheitlichen Schäden. Am 22. April 1945 gelingt ihnen die Flucht aus dem Polizeigefängnis, das in der Großen Hamburger Straße 26 eingerichtet war.
1949 emigrieren Margot Liu und Marta Halusa nach England. Sie wohnen bei Margots Schwester Ilse Uri. Das gemeinsame Glück ist nun vollkommen, bis zu ihrem Tod. Ihr beider Grab befindet sich auf dem Edgwarebury Cemetery bei London.
Quelle: wörtliches Zitat aus
https://www.rosawinkel.kulturring.berlin/?biografie=margot-liu-und-marta-halusa
siehe auch: Ingeborg Boxhammer: Marta Halusa und Margot Liu: Die lebenslange Liebe zweier Tänzerinnen, Jüdische Miniaturen, hrsg. V. Hermann Simon, Hentrich und Hentrich, Berlin 2015